Regiearbeiten/Dokumentarfilm
Walter Schmidinger

...MIT DEN ZUGVÖGELN FORT...
Portrait des Schauspielers Walter Schmidinger

Buch und Regie Andrea Eckert, A, 2006
Produktion MMKmedia
Erstausstrahlung 20.03.2006 - 3SAT


Walter Schmidinger wurde am 28.4.1933 in Linz in einfachen Verhältnissen geboren. Seine Kindheit war vom II. Weltkrieg geprägt. Der Bruder blieb in Stalingrad, die Schwester kam ins Konzentrationslager Ravensbrück, seine Mutter verschwand, als er zehn war. Er überlebte, indem er sich von der Realität abkapselte, sich in einen Phantasiekokon einsponn, in eine Scheinwelt, die ihn alle äußeren Katastrophen ertragen ließ, auch den frühen Verlust des Vaters, der seinem Leben in der Donau freiwillig ein Ende setzte.

Nach einer Lehre als Kaufmann besuchte Walter Schmidinger das Reinhardt-Seminar unter Helene Thimig. Nach einem ersten Engagement am Theater an der Josefstadt ging er nach Deutschland. Die wichtigsten Stationen seiner Theaterlaufbahn waren die Bühnen der Stadt Bonn, das Düsseldorfer Schauspielhaus, Bremen, München, Hamburg und Berlin, wo er zur Zeit am Berliner Ensemble auftritt.

Walter Schmidinger ist einer der letzten Zeugen und Protagonisten einer versunkenen (Theater)Welt. Sein Schatz an Geschichten und Erinnerungen ist unerschöpflich.

In Gesprächen läßt Schmidinger sein Leben Revue passieren, die Höhepunkte und die Rückschläge, die Freundschaften und den Verrat, die Kollegen, die Regisseure und Kritiker, die Arbeit am Theater, Momente der Euphorie und Zeiten der Verzweiflung.

Walter Schmidinger wurde durch seine Kunst zu einer Ikone des deutschsprachigen Theaters. Seine Kunst war immer radikal, gefährdet und gefährlich, schamlos, zerbrechlich und schonungslos. Er ist ein Gefühlsexhibitionist, ohne jemals auf der Bühne privat zu sein - ein spielender Derwisch.

Dieser Film ist eine Verbeugung vor einem Meister seines Metiers und eine Liebeserklärung an den irrlichternden Menschen Walter Schmidinger, der uns mit seiner Radikalität, seiner Melancholie und seiner Komödiantik immer wieder ans Theater glauben läßt.

Pressestimmen

Porträt der Begnadung
... im Aufspüren solcher Begnadungen hat sich die hauptberufliche Theaterschauspielerin Andrea Eckert ein weiteres Mal verdient gemacht. Ihr hochkonzentriertes, auf entwaffnende Weise unspektakuläres Walter-Schmidinger-Fernsehporträt durchlöchert den kurrenten Schauspielerverehrungsschwulst mit sanfter, hartnäckiger Klarheit. ... Selten wurden Glanz und Elend der Theaterexistenz so eindringlich vor Augen gestellt... ein so genannter Pflichttermin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
Ronald Pohl, Der Standard, 20.3.06

Menschen der Vergänglichkeit entreissen
Andrea Eckert ist mit Leib und Seele Schauspielerin. Aber manchmal ist sie ganz froh darüber, wenn sie "hinter der Kamera verschwinden kann". Und dann verfertigt sie langsame, nachdenkliche TV-Dokus wie "...mit den Zugvögeln fort...", ein sehr behutsames Filmporträt des Schauspielers Walter Schmidinger. "Meine Filme sind der Versuch, Menschen, die mich faszinieren, der drohenden Vergänglichkeit zu entreißen und so ihre Welt für uns zu bewahren."
Kurier, 20.3.06

Credits

Buch & Regie Andrea Eckert
Kamera Gustl Gschwandtner
Ton Günther Tuppinger
Produzent Martin Kraml

Eine Produktion von MMKmedia